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Kursverluste bei Kryptowährungen setzen Startups unter Druck

Benson Toti

Die starken Kursverluste bei Kryptowährungen wirken sich negativ auf die Finanzsituation vieler Startups in dem Segment aus. Einige Unternehmen mussten sich bereits von Mitarbeitern trennen oder den Betrieb ganz einstellen. Der harte Krypto-Winter bewirkt eine Selektion.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte in der vergangenen Woche über finanzielle Engpässe, Entlassungen und Umstrukturierungen bei vielen Unternehmen der Branche berichtet. Die Hauptentwickler von Ethereum Classic – das Startup ETCDEV – legte die Arbeit nach einer missglückten Finanzierungsrunde nieder. Das New Yorker Software Startup Consensys – eines der größten Projekte in diesem Bereich – trennte sich im Rahmen einer Umstrukturierung von 13 Prozent der Belegschaft.

Preisverfall entwertet Liquiditätsreserven

Seit den Jahreshochs Ende Dezember 2017/Anfang Januar 2018 haben die meisten Kryptowährungen massiv an Wert verloren – zum Teil 90 Prozent und mehr. Viele der Unternehmen mit finanziellen Engpässen hatten einen wesentlichen Teil ihrer Liquidität in digitalen Assets angelegt – entweder in den Leitwährungen Bitcoin und Ethereum oder in Tokens, die im Rahmen eines ICO verkauft worden waren.

Das Problem: Löhne und Gehälter sowie der Großteil der sonstigen Betriebskosten werden in USD oder einer anderen konventionellen Währung ausgezahlt. Der Wechselkurs zwischen digitalen Assets und der zur Zahlung der Betriebskosten benötigten Mitteln hat sich aus Sicht der Branche massiv verschlechtert.

Der Gründer von ETCDEV, Igor Artamonov, führte gegenüber Bloomberg das Zusammentreffen mehrerer Faktoren zum gleichen Zeitpunkt als Grund für die schwierige Lage an. So sei es in einem Bärenmarkt doppelt schwierig, neue Mittel zu akquirieren: Erstens wegen niedriger Preise und zweitens aufgrund der insgesamt verringerten, im Markt umlaufenden Liquidität.

Fast 30 Mrd. US-Dollar sind in Startups und ICOs geflossen

Wie Bloomberg berichtete, sind seit dem Jahr 2012 mehr als 5,6 Mrd. USD über Venture Capital in 1.180 Startups aus dem Kryptosegment geflossen. Das Nachrichtenmagazin beruf sich bei dieser Angabe auf Coindesk. Weitere 22,5 Mrd. USD seien über ICOs in das Segment geflossen.

Auf den Boom folgt mit dem vielzitierten „Krypto-Winter“ nun offensichtlich eine Bereinigung. Nicht nur bei ETCDEV gingen die Lichter aus. Steemit Inc. – das Unternehmen bezahlt für Posts  – hat angekündigt, sich von 70 Prozent seiner Belegschaft zu trennen. SpankChain (Erwachsenenunterhaltung) schrumpfte von zwölf auf acht Mitarbeiter – im März waren es noch 20.

Trotz des Preisverfalls wird das Segment weiter wachsen. Davon ist jedenfalls Lex Sokolin von Autonomous Research überzeugt, den Bloomberg ebenfalls zitiert. Er geht zwar davon aus, dass infolge des Preisdrucks 25-50 Prozent der Projekte schließen müssten und beruft sich dabei auf historische Vergleiche. Dieser Entwicklung stünden jedoch neu auf den Plan tretende Akteure und neu zufließendes Geld gegenüber, sodass der Markt insgesamt weiter wachse. Der Krypto-Winter könnte in einer optimistischen Auslegung so wie ein Katalysator wirken, der die Spreu vom Weizen trennt und langfristig für einen Qualitätsschub sorgt.

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