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Deutsche Bankenwelt verkennt Chancen der Blockchain

Hassan Maishera

Viele Spekulanten, die sich eher auf den normalen Aktienmarkt konzentrierten, erkennen die Rendite-Gelegenheiten des Krypto-Sektors. Dazu gehört seit Neuestem der US-amerikanische Milliardär Steven Cohen. Er investierte laut neuen Meldungen in den großen Krypto-Fonds Autonomous Partners, der seit Dezember nicht nur direkt erfolgreiche Digitalwährungen kauft, sondern zudem Kapital in Startup-Unternehmen im Bereich der Blockchain-Technologie investiert. Ausgerechnet die deutschen Finanzdienstleister aber erkennen laut einer neuen Studie der Beratungsexperten von PricewaterhouseCoopers weiterhin nicht die Zeichen der Zeit. Die Spezialisten haben deutsche Top-Manager nach ihren Plänen und Meinungen zur Blockchain befragt.

Nur jeder zweite Manager befasst sich mit den Chancen

Das Ergebnis der Befragung zum Thema Kryptowährungen, von denen aktuell unter anderem das renommierte Handelsblatt berichtet, zeigen einen gewissen Widerspruch zwischen Theorie und Praxis. Immerhin 52 Prozent der befragten Führungskräfte aus der Finanzdienstleistungsbranche halten das Blockchain-Modell als solches für das eigene Geschäft für relevant. Nach eigener Aussage kennt sich etwas weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer (46 Prozent) mit dem Thema ansatzweise aus.

Dass etwa zwei von drei deutschen Managern einen Einfluss der Blockchain-Technologie auf ihr Geschäftsmodell in den nächsten zehn Jahren erwarten, überrascht angesichts des geringen Aktivität der meisten deutschen Dienstleister in diesem Bereich. Und es kommt noch „dicker“. 67 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, sich in den kommenden zwei Jahren auf keinen Fall im Bereich Bitcoin und Co. engagieren zu wollen.

Finanzdienstleister planen kaum Investitionen

Für 83 Prozent sogar steht fest, dass Kryptowährungen und neue ICOs bis 2020 kaum oder keinen Einfluss auf die Geschäftsmodelle haben werden. 68 Prozent der Befragten bemessen der Blockchain innerhalb ihrer derzeitigen strategischen Planung überhaupt keine Bedeutung bei. Ein nicht minder dramatischer Wert aus Expertensicht ist sicher die Tatsache, dass 75 Prozent der Topmanager maximal 10.000 Euro im Blockchain-Sektor investieren möchten. Für Experten sind diese Informationen durchaus bedenklich – gerade mit Blick auf die Kundschaft, die zunehmend ein Interesse an Kryptowährungen und den technischen Möglichkeiten entwickelt. Aktuell geben in der Studie nur drei von hundert Managern an, ihr Unternehmen habe sich bereits mit Experimenten im Blockchain-Sektor befasst oder plane derartige Schritte in der momentanen Phase. Vergleicht man die Werte von Banken, Versicherungen und andere Vermögensverwalter miteinander, sind die Verantwortlichen der Banken im Hinblick auf die Bewertung der Blockchain-Relevanz hierzulande sogar noch am besten aufgeklärt.

Fehleinschätzung mit Folgen für Banken und Kunden

Das Problem sehen die Macher der Studie darin, dass die deutschen Finanzdienstleister den Einfluss der Blockchain nicht akut, sondern eher mittel- bis langfristig erkennen. Während die Auswirkungen auf die Finanzdienstleistungsbranche in den kommenden beiden Jahren als gering bewertet werden, rechnen viele Teilnehmer der Studie bis zum Jahr 2028 mit einem moderaten Einfluss der Technologie auf Deutschlands Finanzwelt. Zukunftsmusik aber ist die Blockchain eben nicht. Das zeigt sich unter anderem daran, dass etliche wichtige Großbanken (vor allem aus den USA) und Technologie-Riesen wie Google, Microsoft oder IBM verstärkt strategische Partnerschaften mit Anbietern der Kryptobranche eingehen und teils enorme Summen investieren. Dort hat man längst verstanden, dass digitale Währungen zunehmend in der Mitte der Gesellschaft ankommen und das Zeug zum Zahlungsmittel von Morgen haben. Vom technischen Potenzial für Banken, Versicherungen und andere Dienstleister ganz abgesehen.

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