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Bundesbank-Vorstand: Gefahr durch zu Einfluss für Libra?

Matthias Nemack

Die Entwicklung des Facebook Coins Libra sorgt viele Notenbanken. Auch zwei Vorstandsvertreter der Bundesbank äußern sich in großen deutschen Medien.

Facebook könnte wichtiger Verwalter von Vermögen weltweit werden

Eine Weile hat es gedauert, bis sich auch in Deutschland Behörden zum Facebook zu Wort melden. Wenig überraschend: Es herrscht vor allem Kritik vor. Vertreter der Bankenwelt kritisieren schon lange Kryptobörsen, auf denen Anleger Bitcoin kaufen oder Coins wie Ethereum und Ripple handeln. Immer wieder verweisen die Banken dabei auf die Risiken der Geldwäsche und darauf, dass Kriminelle die Kryptowährungen unentdeckt zur Finanzierung von beispielsweise Terror nutzen können. Bisher ist es am ehesten die Blockchain Technologie, die bei Banken auf Zuspruch stößt und zunehmend zum Einsatz kommt. Nun äußert sich mit der Bundesbank Deutschlands wichtigste Bankeninstitution zum kommenden Facebook Libra Kryptoangebot. Joachim Wuermeling, seines Zeichens Vorstand der Bundesbank, gibt in Stellungnahmen zu bedenken, dass der Social-Media-Riese Facebook mit seinem Zahlungsmodell gewissermaßen auf einen Schlag die Rolle des „größten globalen Vermögensverwalters“ innehaben wird.

Facebook durch hohe Kundenzahlen bald systemrelevant?

Dies liegt daran, dass das Unternehmen durch die Einführung der Währung Libra und des Zahlungsmodells automatisch einen potenziellen Kundenkreis von 2,7 Mrd. Menschen anspricht. Der Bundesbank-Vorstand verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass nur jeder 27. Facebook-User auf den Service zurückgreifen müsste, damit das Unternehmen mehr Kunden als der gesamte deutschen Bankensektor vorweisen kann. Sollten sich die Erwartungen mancher Experten zum Erfolg des Libra bestätigen, würde Facebook laut Wuermeling für die weltweite Bankenbranche letztlich systemrelevant. Aus Bankensicht kann man dieses „Problem“ durchaus nachvollziehen. Zudem würde Facebook durch die Libra-Deckung über Staatsanleihen ein wichtiger Geldgeber für etliche Staaten. Auch hierin sieht der Vorstand der Bundesbank eine Gefahr. Sicher ist sich der Vertreter der Bundesbank aber dahingehend, dass Facebook die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Staaten aufbringen müsse und werde.

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Schon im Sinne der Stabilität des eigenen Zahlungssystems sowie der eigenen Glaubwürdigkeit. Wuermelings Vorstandskollege Balz – zuständig für den Bereich des elektronischen Zahlungsverkehrs – äußerte sich am Wochenende kritischer. Er konstruiert ein Szenario, bei dem das neue System vor allem bei Zahlungen über Grenzen hinweg Chancen für „Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung“ ermöglicht.

Vorstand der Bundesbank hält nichts von Verbotsüberlegungen

Nutzer könnten Vorgaben der Regulierungsbehörden umgehen. Ein weiteres Problem das Thema Datenschutz. Facebook scheint aber gerade die Rolle als wichtiger Dienstleister in Entwicklungsländern mit schwachen Bankensystemen anzustreben. Klar ist wohl schon jetzt, dass ein Libra-Verbot aus Sicht der Bundesbank kaum umsetzbar ist. Auch wenn es bei verschiedenen anderen Notenbanken durchaus derlei Forderungen gibt. Ein Verbot ist schon deshalb nicht realisierbar, weil Interessenten eben nicht nur im eigenen Heimatland Kryptowährungen wie Libra, IOTA oder Bitcoin kaufen können auf entsprechenden Plattformen. Sinnvoller als eine Verbotsforderung ist aus diesem Grund der Ruf nach weltweit geltenden Regeln für den gesamten Krypto-Markt. Bis dies geschafft ist, wird Facebook längst (vermutlich Mitte 2020) über seine Schweizer Libra Association den Coin an den Start gebracht haben. Das Unternehmen kann sich vermutlich bei seinen Plänen am ehesten noch selbst im Weg stehen.+

Featured Image: Von Studio747 | Shutterstock.com

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