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Exklusives Interview mit dem Gründer von Blockchain Challenge

Jack Pearson

Mit dem jüngsten rasanten Preisanstieg von Bitcoin und Ethereum (sowie vielen anderen Altcoins) dominierten die Kryptowährungsgeschichten in den letzten Monaten die Finanznachrichten.

Da zunehmend mehr große Unternehmen sowohl Kryptowährungen als auch die breitere Blockchain-Technologie ernster nehmen, haben manche nach einer Änderung der Art und Weise gerufen, wie Bildungseinrichtungen das Thema behandeln. Traditioneller Unterricht kann in einer sich so schnell verändernden Umgebung oft auf der Strecke bleiben.

Die Universität Basel, eine der renommiertesten Universitäten der Schweiz, leistet mit ihrer eigenen Blockchain Challenge Pionierarbeit in der Blockchain-Ausbildung. Ein detailliertes Seminar, das eine erstklassige Grundlage sowohl für die theoretische als auch die praktische Anwendung von Blockchain bieten soll. Wir haben uns mit der Universität getroffen, um mehr zu erfahren.

Können Sie uns zunächst ein wenig über die Universität Basel und ihre Geschichte erzählen? 

„Die Universität Basel wurde im Jahr 1460 gegründet und ist eine Volluniversität. Was ich sehr schätze, ist dass Diversität hier oberste Priorität hat, sowohl in der Forschung als auch in der Lehre. Ich bin selbst Wirtschaftswissenschaftler, stehe aber in engem Kontakt mit Kollegen aus anderen Fakultäten. Das ist sehr bereichernd, gerade in einem so interdisziplinären Bereich.“

Können Sie uns etwas über die Blockchain Challenge erzählen und wie das Projekt zustande kam? 

„Ich lehre seit 2017 die Bachelor-Vorlesung „Bitcoin, Blockchain und Cryptoassets“ sowie einige andere Blockchain-Vorlesungen und Seminare. Die meisten von ihnen haben einen theoretischen und methodischen Fokus. Mit der Blockchain Challenge wollten wir den Studierenden die Möglichkeit geben, die in den Vorlesungen gelernte Theorie anhand konkreter Projekte in die Praxis umzusetzen.

Im Prinzip kann man es sich wie einen längeren Hackathon vorstellen. Unternehmen geben konkrete Fragestellungen ein, die von den Studenten auf Blockchain-Basis gelöst werden. Es werden Konzeptpapiere geschrieben, Präsentationen gehalten, aber tatsächlich werden Smart Contracts und Blockchain-Anwendungen programmiert.“

Was waren einige der herausragenden Projekte seit dem Start der Blockchain Challenge im Jahr 2018? 

„Alle Fälle haben ihren besonderen Reiz. Insofern finde ich es schwierig, einzelne Projekte herauszuheben. Von Tendering-Plattformen über dezentrale Identitäten und Franken-basierte Stablecoins bis hin zu verschiedenen dezentralen Finanzanwendungen war so ziemlich alles dabei. Besonders spannend ist die enorme Branchenvielfalt, die wir jedes Jahr haben. Das wiederum zieht Studenten aus den unterschiedlichsten Disziplinen an und fördert den interdisziplinären Austausch unter den Studenten.“

Da die Blockchain Challenge in diesem Jahr virtuell über Zoom stattfand, haben Sie bei Ihren Partnerunternehmen eine Zunahme von Blockchain-Lösungen für das Remote-Working festgestellt? 

„Nein. Es ist kein Remote-Arbeitsfall enthalten. Das Format musste für dieses Jahr sehr stark verändert werden. Das ist ein enormer organisatorischer Aufwand. Die Blockchain Challenge hat immer davon gelebt, dass ein Austausch vor Ort stattfinden konnte. Das ist derzeit leider nicht möglich; wir haben es bisher relativ gut geschafft, das Format auf ein virtuelles Setting umzustellen. 

Das verdanken wir zum einen einem hervorragenden Projektteam, das mehrheitlich aus Studenten besteht, die schon in den letzten Jahren als Teilnehmer dabei waren. Zum anderen sind auch in diesem Jahr Studierende dabei, die trotz der besonderen Umstände einen sehr engagierten Eindruck machen.“

Was erhoffen Sie sich von der Blockchain-Technologie im Jahr 2021?

„Das Jahr wurde bisher von Layer-2-Lösungen, NFTs und DeFi-Protokollen dominiert. Ich denke, das sollten die Hauptthemen für die nächsten Monate sein. Aber Prognosen sind immer so eine Sache und ein Jahr ist in diesem jungen und innovativen Bereich eine Ewigkeit.“

Finanzdienstleistungen sind derzeit führend bei der Implementierung von Blockchain – aber welche anderen Branchen werden Ihrer Meinung nach von Blockchain profitieren? 

„Die möglichen Einsatzgebiete sind sehr breit gefächert. Ich fände es falsch, einzelne Branchen herauszugreifen. Aber es ist natürlich so, dass viele der derzeit wichtigsten Anwendungen im Finanzsektor angesiedelt sind, und der DeFi-Boom sowie das wachsende institutionelle Interesse an Kryptoassets und öffentlichen Blockchains scheinen dazu weiter beizutragen. 

Insofern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Finanzindustrie auch weiterhin eine wichtige Rolle bei Blockchain-Anwendungen spielen wird. Natürlich ist das auch mein Forschungsschwerpunkt, es könnte also gut sein, dass ich hier ein wenig voreingenommen bin (lacht).“

Was sind die größten Herausforderungen für Studenten bei der Erstellung der White Papers / Konzeptpapiere? 

„Meistens die Umsetzung, also die eigentliche Programmierarbeit. In vielen Fällen aber auch die Projektleitung und die adressatengerechte Präsentation. Aber das sind auch genau die Punkte, bei denen wir im Laufe des Semesters enorme Fortschritte feststellen und sehr stolz darauf sind, wie sich unsere Studenten in so kurzer Zeit entwickeln.“

Können Sie einige Erfolgsgeschichten von Studenten erzählen, die dank der Teilnahme an der Blockchain Challenge feste Jobs bekommen haben? 

„Direkte Jobangebote gab es schon mehrfach. Zum einen bei den Firmen, zum anderen auch bei mir am Lehrstuhl. Vor zwei Jahren konnte ein Studententeam seine Lösung auch dem Management eines sehr großen Unternehmens vorstellen und nach der letzten Gala-Veranstaltung wurde ein Team zu einem Krypto-Side-Event auf dem Gelände des Weltwirtschaftsforums in Davos eingeladen – ebenfalls für eine Präsentation.“

Was hat Sie in der Blockchain-Branche seit dem Start der Blockchain Challenge am meisten überrascht? 

„Die Unternehmen, die die Cases zur Verfügung stellen, gehören nicht primär zur Blockchain-Branche, sondern eher zu den klassischen Unternehmen. Ich war positiv überrascht, wie groß das Interesse der Unternehmen war, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen. Das hat uns überrascht. Das ist ein tolles Signal und motiviert uns natürlich ungemein, mit diesem wirklich großen Aufwand weiterzumachen. Die mit Abstand größte Motivation ist das Feedback der Studenten, das bisher immer großartig war. Letztlich geht es darum, den Studenten ein ganz besonderes Uni-Event zu bieten, das sie so schnell nicht vergessen werden.“

Die Blockchain Challenge der Universität Basel scheint wegweisend für die Blockchain- und Krypto-Ausbildung zu sein. Wie wir erfahren haben, hat sie bereits einen ziemlichen Einfluss nicht nur auf die Zukunftsaussichten ihrer Studenten, sondern auch auf die Blockchain-Industrie als Ganzes gehabt. Dies dürfte sich fortsetzen, da Blockchain in den nächsten Jahren noch weiter wachsen wird.

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