Studie: Die meisten Kryptobörsen sind unreguliert

Studie: Die meisten Kryptobörsen sind unreguliert

By Benson Toti - Min. gelesen
Aktualisiert 01 Oktober 2020

Das RegTech-Unternehmen Coinfirm hat in einer Studie mehr als 200 Kryptobörsen im Hinblick auf Regulierungsstandards untersucht. Das Ergebnis: Die Mängel sind auch bei großen Exchanges oft erheblich. Was bedeutet dies für Anleger?

Die Coinfirm Limited mit Sitz in London bezeichnet sich selbst als den globalen Marktführer in Regulierungstechnologie für digitale Währungen und das Blockchain-basierte finanzielle Ökosystem. Im März veröffentlichte das Unternehmen eine Studie zum Status quo der Regulierung von Kryptobörsen. In der Studie wurden 216 Börsen untersucht.

Wie gut sind Cryptobörsen reguliert?

Das Ergebnis ist aus Sicht der Anhänger einer weitreichenden Regulierung von Kryptowährungen ernüchternd. Mehr als die Hälfte der Handelsplattformen verfügt der Studie zufolge nicht über hinreichende Regulierungsstandards. So verzichten 69 % der untersuchten Börsen auf vollständige KYC Standards. In 74 % der Fälle stellten die Autoren der Studie schwächen im Bereich AML (Geldwäsche) fest.

Die festgestellten Schwächen betreffen dabei keinesfalls nur kleine Börsen. Binance etwa kommt in der Studie nicht gut weg. So sei es dort zum Beispiel zu einfach, Überweisungen unter 2,0 BTC ohne ausreichende Verifikation durchzuführen. Binance hat allerdings bereits Verbesserungen angekündigt. Vergangene Woche wurde eine Kooperation mit dem Compliancedienstleister Identity Mind bekannt gegeben.

Relativ gut schnitten unter anderem Coinbase, Coinsquare und Gemini ab. Diese Börsen sind lizenziert und setzen hohe Standards im Bereich KYC und AML um.

Wie wichtig sind KYC und AML für Anleger?

Was bedeuten die Ergebnisse der Studie für Anleger? Die Lage ist nicht eindeutig. Einerseits ist es aus Sicht der meisten Anleger wünschenswert, dass gewisse Regulierungsstandards gelten. Andererseits sind gut informierte und ehrliche Anleger letztlich nicht darauf angewiesen, dass eine Börse in den Bereichen KYC und AML tätig ist. Wer selbst keine Geldwäsche betreibt, ist auf Maßnahmen der Börse dagegen nicht angewiesen. Wer sich über die Risiken des Handels informiert, erhält durch die KYC-Fragen keinen Mehrwert.

Für Anleger sind andere Faktoren letztlich wichtiger. Entscheidend ist zum Beispiel, dass in den Wallets einer Börse verwahrte Bestände sicher sind. Die Sicherheit wird zum Beispiel durch Auszahlungslimits, Zwei-Faktor-Authentifizierung etc. erhöht. Wichtig sind für Anleger ferner niedrige Transaktionskosten. Hier gehört die in der Studie gescholtene Börse Binance zu den besten Anbietern am Markt.

Die strengere Regulierung des Kryptosegments ist weltweit ein Thema. In Europa verlangen unter anderem die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA und Europäische Bankenaufsicht EBA die Anwendung der MiFID-Kriterien auf Kryptowährungen. Auch in Kanada und zahlreichen weiteren Ländern zeichnet sich der Versuch einer strikteren Regulierung ab. Gegner einer solchen Regulierung argumentieren, der Sinn und Zweck und das Wesen von Kryptowährungen bestehe gerade in der Distanz zu etablierten Institutionen.

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